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BAG, Ur­teil vom 18.01.2006, 7 AZR 191/05

   
Schlagworte: Befristung
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 AZR 191/05
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 18.01.2006
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Leipzig, Urteil vom 16.12.2003, 8 Ca 5513/03
Sächsisches Landesarbeitsgericht, Urteil vom 8.06.2004, 7 Sa 51/04
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

7 AZR 191/05
7 Sa 51/04
Säch­si­sches
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am
18. Ja­nu­ar 2006

UR­TEIL

Schie­ge, Ur­kunds­be­am­ter
der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­ter, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,

pp.

Kläger, Be­ru­fungs­be­klag­ter und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,

hat der Sieb­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 18. Ja­nu­ar 2006 durch den Vi­ze­präsi­den­ten des Bun­des­ar­beits­ge­richts Dör-ner, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gräfl und den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge¬richt Dr. Koch so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Dr. Ger­scher­mann und Busch für Recht er­kannt:

 

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Auf die Re­vi­si­on des Be­klag­ten wird das Ur­teil des Säch­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richts vom 8. Ju­ni 2004 - 7 Sa 51/04 - auf­ge­ho­ben.

Der Rechts­streit wird zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­ver­wie­sen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit der Be­fris­tung ei­ner Ar­beits­zeit­erhöhung.

Der Kläger ist seit dem 1. Au­gust 1988 bei dem be­klag­ten Land und des­sen Rechts­vorgänger als Leh­rer an der Schu­le, ei­ner Mit­tel­schu­le, in L beschäftigt. Nach dem Ände­rungs­ver­trag vom 29. Au­gust 1991 war der Kläger voll­beschäftig­ter An­ge­stell­ter.

Am 15. Ju­ni 1992 schloss das be­klag­te Land mit dem Lan­des­ver­band Sach­sen der Ge­werk­schaft Er­zie­hung und Wis­sen­schaft ei­ne „Ver­ein­ba­rung über die frei­wil­li­ge Teil­zeit­beschäfti­gung von Lehr­kräften und Er­zie­hern“. Die­se lau­tet aus­zugs­wei­se:

„Präam­bel

Ge­mein­sa­mes Ziel der Part­ner die­ser Ver­ein­ba­rung ist es, den auf der Grund­la­ge des Ka­bi­netts­be­schlus­ses über die Schul­ent­wick­lungs­pla­nung vom 5.5.1992 er­for­der­li­chen Stel­len­ab­bau auf 42.250 in­cl. 750 KW-Stel­len bis zum 31.12.1992 bei Leh­rern und Er­zie­hern so­zi­al verträglich und bei wei­test­ge­hen­der Si­che­rung der Ar­beitsplätze zu ge­stal­ten.

Ergänzend hier­zu und in Um­set­zung des Teil­zeit­beschäfti­gungs­mo­dells be­steht zwi­schen den Par­tei­en die­ser Ver­ein­ba­rung Übe­rein­stim­mung da­hin­ge­hend,
...
- daß für Lehr­kräfte, die im In­ter­es­se der Ar­beits­platz­si­che­rung ein Teil­zeit­an­ge­bot an­neh­men, ei­ne späte­re Ver­be­am­tung nicht aus­ge­schlos­sen ist,
- daß Leh­rer für un­te­re Klas­sen/Grund­schul­leh­rer bei ent­spre­chen­der Eig­nung in den Klas­sen 5 und 6 der Mit­tel­schu­le un­ter­rich­ten können,
- daß nach Möglich­keit Ent­las­sun­gen von Teil­zeit­beschäftig-

 

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ten auch nach Ab­lauf des nach­ste­hen­den Kündi­gungs­schut­zes ver­mie­den wer­den,

- daß zusätz­lich frei­wer­den­de Stel­len ne­ben dem Ab­bau von KW-Stel­len, der Schaf­fung ei­nes Ein­stel­lungs­kor­ri­dors für Lehr­amts­ab­sol­ven­ten und der De­ckung des be­son­de­ren fach­spe­zi­fi­schen Be­darfs auch zu ei­ner Erhöhung des Beschäfti­gungs­um­fangs ver­wen­det wer­den können.
...

1. Gel­tungs­be­reich
Die­se Ver­ein­ba­rung gilt für al­le in all­ge­mein- und be­rufs­bil­den-den Schu­len ... täti­gen Lehr­kräfte..., die sich am 31.5.1992 in ei­nem ent­spre­chen­den Ar­beits­verhält­nis mit dem Frei­staat Sach­sen be­fan­den ...

2. Teil­zeit­beschäfti­gung
2.1. An­ge­stell­ten, die vom Gel­tungs­be­reich die­ser Ver­ein­ba­rung er­faßt wer­den, ist zur Ver­mei­dung von or­dent­li­chen Kündi­gun­gen we­gen man­geln­den Be­darfs, bei er­satz­lo­ser Auflösung der Beschäfti­gungs­stel­le, bei Ver­schmel­zung, Ein­glie­de­rung und bei we­sent­li­cher Ände­rung des or­ga­ni­sa­to­ri­schen Auf­baus der Beschäfti­gungs­stel­le so­wie bei an­de­ren drin­gen­den be­trieb­li­chen Er­for­der­nis­sen ei­ne Min­de­rung des Beschäfti­gungs­um­fan­ges im We­ge ei­ner Teil­zeit­beschäfti­gung an­zu­bie­ten. Die Min­de­rung des Beschäfti­gungs­gra­des darf 50 v. H. ei­nes ver­gleich­ba­ren voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mers nicht über­stei­gen. Maßgeb­lich hierfür ist das je­weils gel­ten­de Re­gel­stun­den­maß ...

3. Kündi­gungs­schutz
3.1. Während der Zeit­dau­er der un­ter Zif­fer 2 be­stimm­ten Teil­zeit­beschäfti­gung und der­sel­ben Zeit­dau­er nach Ab­lauf die­ser Teil­zeit­beschäfti­gung, höchs­tens je­doch für ei­nen Zeit­raum von ins­ge­samt sechs Jah­ren nach Ab­schluß des Ände­rungs­ver­tra­ges ... ist ei­ne or­dent­li­che Kündi­gung durch den Ar­beit­ge­ber aus den Kündi­gungs­gründen der Zif­fer 2.1. aus­ge­schlos­sen. Vor­aus­set­zung ist je­doch, daß der Beschäfti­gungs­um­fang 82,5 v. H. ei­nes ver­gleich­ba­ren voll­zeit­beschäftig­ten An­ge­stell­ten nicht über­schrei­tet.
...

 

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5. Über­gang zur Voll­zeit­beschäfti­gung
5.1. Den vom Gel­tungs­be­reich die­ser Ver­ein­ba­rung er­faßten An­ge­stell­ten, die sich in ei­ner un­ter Zif­fer 2 be­zeich­ne­ten Teil­zeit­beschäfti­gung be­fin­den, ist der Über­gang zu ei­nem höhe­ren Beschäfti­gungs­grad an­zu­bie­ten, wenn hierfür ein dienst­li­cher Be­darf be­steht und ei­ne Plan­stel­le zur Verfügung steht...“

Am 25. Ju­ni 1992 un­ter­zeich­ne­ten die Par­tei­en ei­nen „Ände­rungs­ver­trag für 4 an­ge­stell­te Lehr­kräfte/Er­zie­her“, in dem es ua. heißt:

„§ 1

Ab dem 01.08.1992 beträgt die wöchent­li­che Ar­beits­zeit 82,5 v. H. ei­nes ver­gleich­ba­ren voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mers, d. h. 22 Wo­chen­stun­den.

§ 2

We­sent­li­cher Be­stand­teil die­ses Ver­tra­ges ist die Ver­ein­ba­rung nebst An­la­gen zwi­schen dem Frei­staat Sach­sen und der GEW Sach­sen über die frei­wil­li­ge Teil­zeit­beschäfti­gung von Lehr­kräften und Er­zie­hern vom 15.6.1992“.

Am 6. Sep­tem­ber 1993 schlos­sen die Par­tei­en ei­nen wei­te­ren Ände­rungs­ver­trag, wo­nach der Kläger mit Wir­kung vom 1. Ju­li 1993 als nicht voll­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer mit ei­ner durch­schnitt­li­chen re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 25/27 St­un­den beschäftigt wur­de. Durch Ände­rungs­ver­trag vom 22. April 1998 wur­de für die Zeit vom 27. April 1998 bis zum 31. Ju­li 1998 ei­ne Auf­sto­ckung des Un­ter­richts­de­pu­tats um zwei Un­ter­richts­stun­den ver­ein­bart. Mit Ände­rungs­ver­trag vom 7. De­zem­ber 1999 ver­ein­bar­ten die Par­tei­en für die Zeit vom 1. Ok­to­ber 1999 bis zum 12. Ju­li 2000 ei­ne Auf­sto­ckung der wöchent­li­chen Un­ter­richts­stun­den um ei­ne St­un­de auf 26 St­un­den. Durch wei­te­re Ände­rungs­verträge vom 11. Au­gust 2000 und vom 22. Mai 2001 ver­ein­bar­ten die Par­tei­en für die Zeit vom 1. Au­gust 2000 bis zum 31. Ju­li 2001 und für die Zeit vom 1. Au­gust 2001 bis zum 31. Ju­li 2002 die be­fris­te­te Auf­sto­ckung des Un­ter­richts­de­pu­tats auf 27 St­un­den.

Am 13. März 2002 be­an­trag­te der Kläger mit­tels ei­nes vom Be­klag­ten ge­fer­tig­ten For­mu­lars die be­fris­te­te Auf­sto­ckung sei­ner Un­ter­richts­ver­pflich­tung für das Schul­jahr 2002/2003 um zwei St­un­den pro Wo­che. Am 8. Mai 2002 schlos­sen die Par­tei­en ei­nen „Ände­rungs­ver­trag für Lehr­kräfte im An­ge­stell­ten­verhält­nis“.

 

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Die­ser lau­tet aus­zugs­wei­se:

„Ände­rungs­ver­trag
für Lehr­kräfte im An­ge­stell­ten­verhält­nis
...

§ 1

Die bis­he­ri­ge Ar­beits­zeit­ver­ein­ba­rung wird wie folgt ergänzt:

Herr D wird als voll­beschäftig­te Lehr­kraft beschäftigt.

Das Re­gel­stun­den­maß ist in der Ver­wal­tungs­vor­schrift zur Ar­beits­zeit der Lehr­kräfte an öffent­li­chen Schu­len vom 02.07.1992, in der je­weils gülti­gen Fas­sung, zu­letzt geändert am 20.08.1993, fest­ge­legt.

§ 2

Die Lehr­kraft wird bezüglich der 2 be­fris­tet auf­ge­stock­ten Un­ter­richts­stun­den auf ei­ge­nen Wunsch und auf Grund des bis zum En­de des Schul­jah­res 2002/2003 be­ste­hen­den fach­spe­zi­fi­schen Be­darfs auf ei­ner der­zeit un­be­setz­ten und künf­tig weg­fal­len­den Haus­halts­stel­le beschäftigt.

§ 3

Die­ser Ände­rungs­ver­trag tritt mit Wir­kung vom 01.08.2002 in Kraft und ist bis zum 31.07.2003 be­fris­tet.“

Mit der am 18. Ju­li 2003 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge hat der Kläger die Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung der in dem Ände­rungs­ver­trag vom 8. Mai 2002 ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit­erhöhung um zwei Wo­chen­stun­den gel­tend ge­macht. Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Be­fris­tung der Voll­zeit­beschäfti­gung zum 31. Ju­li 2003 sei un­wirk­sam, da sie nicht durch ei­nen sach­li­chen Grund ge­recht­fer­tigt sei. Ein zusätz­li­cher Un­ter­richts­be­darf ha­be in den von ihm un­ter­rich­te­ten Fächern nicht nur vorüber­ge­hend be­stan­den. Dem Re­gio­nal­schul­amt Leip­zig sei­en ent­spre­chen­de Stel­len zu­ge­wie­sen wor­den.

Der Kläger hat be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass zwi­schen den Par­tei­en über den 31. Ju­li 2003 hin­aus ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis mit Voll­zeit­beschäfti­gung des Klägers be­steht;

2. den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, den Kläger über den 31. Ju­li 2003 hin­aus für die Dau­er des Rechts­streits als Leh­rer zu im übri­gen un­veränder­ten Be­din­gun­gen wei­ter­zu­beschäfti­gen.

 

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Der Be­klag­te hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung des Be­klag­ten zurück­ge­wie­sen. Nach Verkündung des Be­ru­fungs­ur­teils schloss der Be­klag­te am 21. Ju­ni 2005 mit der Ge­werk­schaft Er­zie­hung und Wis­sen­schaft ei­nen Be­zirks­ta­rif­ver­trag zur Re­ge­lung von be­son­de­ren re­gelmäßigen Ar­beits­zei­ten für an­ge­stell­te Lehr­kräfte der all­ge­mein­bil­den­den Gym­na­si­en und der Mit­tel­schu­len im Frei­staat Sach­sen. Die­ser sieht ei­ne Ver­rin­ge­rung der re­gelmäßigen Ar­beits­zeit auf 85 % für das Schul­jahr 2005/2006, auf 77 % vom Schul­jahr 2006/2007 bis zum Schul­jahr 2008/2009 und da­nach auf 79 % vor. Mit der Re­vi­si­on ver­folgt der Be­klag­te sei­nen Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag wei­ter. Der Kläger be­an­tragt die Zurück­wei­sung der Re­vi­si­on.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on ist be­gründet und führt zur Auf­he­bung des an­ge­foch­te­nen Ur­teils und zur Zurück­ver­wei­sung des Rechts­streits an das Lan­des­ar­beits­ge­richt. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt ge­ge­be­nen Be­gründung kann der Kla­ge nicht statt­ge­ge­ben wer­den. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die in dem Ände­rungs­ver­trag vom 8. Mai 2002 ver­ein­bar­te Be­fris­tung der Erhöhung des Un­ter­richts­stun­den­de­pu­tats für die Zeit vom 1. Au­gust 2002 bis zum 31. Ju­li 2003 zu Un­recht ei­ner Be­fris­tungs­kon­trol­le nach den von der Recht­spre­chung ent­wi­ckel­ten Grundsätzen zur Wirk­sam­keit der Be­fris­tung ein­zel­ner Ver­trags­be­din­gun­gen nach der bis zum 31. De­zem­ber 2001 gel­ten­den Rechts­la­ge un­ter­zo­gen und die Be­fris­tung man­gels ei­nes sie recht­fer­ti­gen­den Sach­grunds für un­wirk­sam ge­hal­ten. Die Be­fris­tung wur­de nach In-Kraft-Tre­ten des Ge­set­zes zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts am 1. Ja­nu­ar 2002 ver­ein­bart und un­ter­liegt da­her der In­halts­kon­trol­le nach §§ 305 ff. BGB in der seit die­sem Zeit­punkt gel­ten­den Fas­sung. Ob die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung hier­nach wirk­sam ist, kann der Se­nat nicht ab­sch­ließend ent­schei­den. Da­zu be­darf es wei­te­rer tatsäch­li­cher Fest­stel­lun­gen durch das Lan­des­ar­beits­ge­richt.

A. Die Kla­ge ist zulässig.

I. Der Kläger hat sein mit dem Kla­ge­an­trag zu 1) ver­folg­tes Kla­ge­be­geh­ren zu­tref­fend nicht mit ei­ner Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge nach § 17 Satz 1 Tz­B­fG gel­tend ge­macht, son­dern im We­ge ei­ner all­ge­mei­nen Fest­stel­lungs­kla­ge gemäß § 256 Abs. 1

 

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ZPO. Der Kläger wen­det sich nicht ge­gen ei­ne Be­fris­tung sei­nes ge­sam­ten Ar­beits­ver­trags, son­dern ge­gen die Be­fris­tung der Erhöhung der Ar­beits­zeit auf ei­ne Voll­zeit­beschäfti­gung bis zum 31. Ju­li 2003. Dies er­gibt sich trotz der miss­verständ­li­chen For­mu­lie­rung des Kla­ge­an­trags zu 1) aus der zur Aus­le­gung des Kla­ge­an­trags her­an­zu­zie­hen­den Kla­ge­be­gründung. Auf die Kon­trol­le der Be­fris­tung ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen fin­det § 17 Satz 1 Tz­B­fG kei­ne An­wen­dung (BAG 14. Ja­nu­ar 2004 - 7 AZR 213/03 - BA­GE 109, 167 = AP Tz­B­fG § 14 Nr. 10 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 8, zu I der Gründe; 27. Ju­li 2005 - 7 AZR 486/04 - NZA 2006, 40, auch zur Veröffent­li­chung vor­ge­se­hen <zVv.>, zu A I der Gründe).

II. Mit dem Kla­ge­an­trag zu 1) macht der Kläger nach der Kla­ge­be­gründung aus­sch­ließlich die Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung um zwei Un­ter­richts­stun­den auf ei­ne Voll­zeit­beschäfti­gung zum 31. Ju­li 2003 gel­tend. Vom Streit der Par­tei­en nicht er­fasst ist die Fra­ge, ob und in­wie­weit sich der Um­fang ei­nes Voll­zeit­ar­beits­verhält­nis­ses auf Grund des am 21. Ju­ni 2005 ab­ge­schlos­se­nen Be­zirks­ta­rif­ver­trags zur Re­ge­lung von be­son­de­ren re­gelmäßigen Ar­beits­zei­ten für Lehr­kräfte der all-ge­mein­bil­den­den Gym­na­si­en und der Mit­tel­schu­len im Frei­staat Sach­sen ändert. Die­se Fra­ge ist auch des­halb nicht Ge­gen­stand des Kla­ge­be­geh­rens, weil die im Rah­men ei­ner all­ge­mei­nen Fest­stel­lungs­kla­ge gemäß § 256 Abs. 1 ZPO ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen auf den Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung der Tat­sa­chen­in­stanz be­grenzt sind. Da­nach er­fol­gen­de, das Rechts­verhält­nis be­tref­fen­de Ände­run­gen wer­den von der ma­te­ri­el­len Rechts­kraft des Fest­stel­lungs­ur­teils nicht er­fasst (BAG 10. Ok­to­ber 2002 - 2 AZR 622/01 - BA­GE 103, 84 = AP KSchG 1969 § 4 Nr. 49 = EzA KSchG § 4 nF Nr. 64, zu B I 2 b aa der Gründe; 27. Ju­li 2005 - 7 AZR 486/04 - NZA 2006, 40 zVv., zu A II der Gründe). Der Be­zirks­ta­rif­ver­trag wur­de erst nach der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt ab­ge­schlos­sen. Da­durch mögli­cher­wei­se ein­tre­ten­de Ände­run­gen des Beschäfti­gungs­um­fangs des Klägers sind da­her für die Ent­schei­dung des Se­nats un­er­heb­lich.

III. Das nach § 256 Abs. 1 ZPO er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ist ge­ge­ben, da der Be­klag­te den un­be­fris­te­ten Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses des Klägers als Voll­zeit­ar­beits­verhält­nis über den 31. Ju­li 2003 hin­aus in Ab­re­de stellt.

B. Ob die Kla­ge be­gründet ist, kann nicht ab­sch­ließend ent­schie­den wer­den. Die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung um zwei Un­ter­richts­stun­den pro Wo­che zum 31. Ju­li 2003 wirk­sam ist, er­for­dert wei­te­re tatsächli­che Fest-

 

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stel­lun­gen sei­tens des Lan­des­ar­beits­ge­richts. Zur Wirk­sam­keit der Be­fris­tung ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Lan­des­ar­beits­ge­richts kein Sach­grund iSd. bis­he­ri­gen, für die Be­fris­tung ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen vor in Kraft Tre­ten des Ge­set­zes zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts am 1. Ja­nu­ar 2002 be­ste­hen­den Recht­spre­chung er­for­der­lich. Die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung un­ter­liegt viel­mehr der all­ge­mei­nen zi­vil­recht­li­chen Kon­trol­le nach §§ 305 ff. BGB. Die Be­fris­tung wur­de in ei­nem für ei­ne Viel­zahl von Lehr­kräften von dem Be­klag­ten ver­wen­de­ten For­mu­lar­ver­trag ver­ein­bart. Bei der Be­fris­tung han­delt es sich da­her um ei­ne All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gung iSv. § 305 Abs. 1 BGB, die der ge­richt­li­chen Kon­trol­le nach §§ 305 ff. BGB un­ter­liegt. Ob die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung zum 31. Ju­li 2003 der In­halts­kon­trol­le nach § 307 Abs. 1 BGB standhält, kann an­hand der bis­lang vom Lan­des­ar­beits­ge­richt ge­trof­fe­nen Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen nicht ab­sch­ließend be­ur­teilt wer­den.

I. Die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung ist ei­ne All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gung iSv. § 305 Abs. 1 BGB und un­ter­liegt der In­halts­kon­trol­le nach § 307 BGB in der ab 1. Ja­nu­ar 2002 gel­ten­den Fas­sung des Ge­set­zes zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld-rechts.

1. Der An­wen­dung der §§ 305 ff. BGB auf die in dem Ände­rungs­ver­trag vom 8. Mai 2002 ver­ein­bar­te Be­fris­tung steht nicht ent­ge­gen, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en be­reits vor dem 1. Ja­nu­ar 2002 be­stan­den hat. Nach Art. 229 § 5 EGBGB gilt zwar das bis­he­ri­ge Recht für Dau­er­schuld­verhält­nis­se, die be­reits vor dem 1. Ja­nu­ar 2002 ent­stan­den sind, bis zum 31. De­zem­ber 2002 wei­ter. Die neu­en schuld­recht­li­chen Be­stim­mun­gen sind je­doch an­zu­wen­den auf nach dem 31. De­zem­ber 2001 ge­trof­fe­ne Ver­ein­ba­run­gen, die das Schuld­verhält­nis nachträglich ändern (BAG 27. No­vem­ber 2003 - 2 AZR 177/03 - AP BGB § 312 Nr. 2, zu B I 1 c der Gründe mwN). Dies trifft auf den am 8. Mai 2002 ab­ge­schlos­se­nen Ände­rungs­ver­trag zu. In die­sem ha­ben die Par­tei­en die be­fris­te­te Erhöhung der in dem Ände­rungs­ver­trag vom 6. Sep­tem­ber 1993 un­be­fris­tet fest­ge­leg­ten re­gelmäßigen Teil­zeit ver­ein­bart und da­mit den Ar­beits­ver­trag nachträglich geändert.

2. Die in dem Ände­rungs­ver­trag vom 8. Mai 2002 ge­trof­fe­ne Be­fris­tungs­ab­re­de ist als All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gung iSd. § 305 Abs. 1 BGB in den Ar­beits­ver­trag ein­be­zo­gen wor­den.

a) Nach § 305 Abs. 1 Satz 1 BGB sind All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen al­le für ei­ne Viel­zahl von Verträgen vor­for­mu­lier­ten Ver­trags­be­din­gun­gen, die ei­ne Ver-

 

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trags­par­tei (Ver­wen­der) der an­de­ren Ver­trags­par­tei bei Ab­schluss des Ver­trags stellt. All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen lie­gen nach § 305 Abs. 1 Satz 3 BGB nicht vor, so­weit die Ver­trags­be­din­gun­gen zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en im Ein­zel­nen aus­ge­han­delt sind.

b) Hier­nach han­delt es sich bei der in dem Ände­rungs­ver­trag vom 8. Mai 2002 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung um ei­ne All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gung.

aa) Der Be­klag­te hat für den Ände­rungs­ver­trag aus­weis­lich der Über­schrift des Schriftstücks ein als „Ände­rungs­ver­trag für Lehr­kräfte im An­ge­stell­ten­verhält­nis“ be­zeich­ne­tes For­mu­lar be­nutzt. Bei der Be­fris­tungs­ab­re­de han­delt es sich da­her um ei­ne von dem Be­klag­ten vor­for­mu­lier­te Ver­trags­be­stim­mung, die er dem Kläger bei Ab­schluss des Ver­trags stell­te und der für ei­ne Viel­zahl von Verträgen zur schul­jah­res­be­zo­ge­nen Auf­sto­ckung des St­un­den­de­pu­tats von Lehr­kräften ver­wandt wird. Dies hat auch der Be­klag­te nicht in Ab­re­de ge­stellt.

bb) Der Be­klag­te hat die Be­fris­tungs­ab­re­de nicht im Ein­zel­nen mit dem Kläger aus­ge­han­delt, denn der Kläger hat­te nicht die Möglich­keit, vor oder bei Ver­trags­schluss auf den In­halt der Be­fris­tung Ein­fluss zu neh­men. Der Kläger hat zwar am 13. März 2002 die be­fris­te­te Auf­sto­ckung sei­nes St­un­den­de­pu­tats für das Schul­jahr 2002/2003 um zwei St­un­den pro Wo­che be­an­tragt. Da­durch erhält je­doch die in dem Ände­rungs­ver­trag vom 8. Mai 2002 ver­ein­bar­te Be­fris­tung nicht den Cha­rak­ter ei­ner In­di­vi­dua­la­b­re­de. „Aus­han­deln“ iSv. § 305 Abs. 1 Satz 3 BGB be­deu­tet mehr als ver­han­deln. Es genügt nicht, dass der Ver­trags­in­halt le­dig­lich erörtert wird und den Vor­stel­lun­gen des Ver­trags­part­ners ent­spricht. „Aus­ge­han­delt“ iSv. § 305 Abs. 1 Satz 3 BGB ist ei­ne Ver­trags­be­din­gung nur, wenn der Ver­wen­der die be­tref­fen­de Klau­sel in­halt­lich ernst­haft zur Dis­po­si­ti­on stellt und dem Ver­hand­lungs­part­ner Ge­stal­tungs­frei­heit zur Wah­rung ei­ge­ner In­ter­es­sen einräumt mit der rea­len Möglich­keit, die in­halt­li­che Aus­ge­stal­tung der Ver­trags­be­din­gun­gen zu be­ein­flus­sen. Das setzt vor­aus, dass sich der Ver­wen­der deut­lich und ernst­haft zu gewünsch­ten Ände­run­gen der zu tref­fen­den Ver­ein­ba­rung be­reit erklärt (BGH 3. No­vem­ber 1999 - VIII ZR 269/98 - BGHZ 143, 104, zu II 2 b aa der Gründe; 3. April 1998 - V ZR 6/97 - NJW 1998, 2600, zu II 2 b der Gründe zu § 1 Abs. 2 AGB-Ge­setz; BAG 27. Ju­li 2005 - 7 AZR 486/04 - NZA 2006, 40, zVv.; 25. Mai 2005 - 5 AZR 572/04 - AP BGB § 310 Nr. 1 = EzA BGB 2002 § 307 Nr. 3, zu VI 1 und VII 2 der Gründe zu § 310 Abs. 3 Nr. 2 BGB). Dar­an fehlt es im Streit­fall.

 

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Der Be­klag­te war al­len­falls be­reit, über die Fra­ge zu ver­han­deln, ob und ggf. in wel­chem Um­fang ei­ne Erhöhung der Ar­beits­zeit in Be­tracht kam. Nicht zur Dis­po­si­ti­on stand je­doch die al­lein maßgeb­li­che Be­fris­tungs­ab­re­de. Der Be­klag­te hat nicht vor­ge­tra­gen, vor oder bei Ver­trags­schluss ernst­haft zu ei­ner Ände­rung der Be­fris­tungs­ab­re­de be­reit ge­we­sen zu sein und dies ge­genüber dem Kläger be­kun­det zu ha­ben.

3. Die Gel­tung der §§ 305 ff. BGB wird hin­sicht­lich der Kon­trol­le der Be­fris­tung ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen nicht durch die für die Be­fris­tung von Ar­beits­verträgen gel­ten­den Be­stim­mun­gen in §§ 14 ff. Tz­B­fG ver­drängt. Die Vor­schrif­ten des Tz­B­fG sind auf die Be­fris­tung ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen nicht an­wend­bar (BAG 27. Ju­li 2005 - 7 AZR 486/04 - NZA 2006, 40, zVv., zu B II 1 c der Gründe; 14. Ja­nu­ar 2004 - 7 AZR 213/03 - BA­GE 109, 167 = AP Tz­B­fG § 14 Nr. 10 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 8, zu II 1 b der Gründe).

4. Die An­wen­dung der §§ 305 ff. BGB wird auch nicht durch die vor In-Kraft-Tre­ten des Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­set­zes von der Recht­spre­chung ent­wi­ckel­ten Grundsätze zur Kon­trol­le der Be­fris­tung ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen aus­ge­schlos­sen. Bei die­ser Kon­trol­le han­del­te es sich um ei­ne Ver­trags­in­halts­kon­trol­le. Die­se war bis zum 31. De­zem­ber 2001 ge­setz­lich nicht aus­drück­lich ge­re­gelt. Das gilt auch für die Kon­trol­le von Ar­beits­be­din­gun­gen, die in ei­ner Viel­zahl von Fällen for­mu­larmäßig ver­ein­bart wur­den. Denn nach § 23 AGB-Ge­setz war die­ses Ge­setz nicht auf Verträge auf dem Ge­biet des Ar­beits­rechts an­zu­wen­den. Die­se Be­reichs­aus­nah­me ist mit In-Kraft-Tre­ten des Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­set­zes und der Über­nah­me des Rechts der All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen in das Bürger­li­che Ge­setz­buch ent­fal­len. Die Vor­schrif­ten der §§ 305 ff. BGB in der ab 1. Ja­nu­ar 2002 gel­ten­den Fas­sung über die Kon­trol­le All­ge­mei­ner Geschäfts­be­din­gun­gen sind nun­mehr auch auf Ar­beits­verträge an­zu­wen­den. Die In­halts­kon­trol­le der nach dem 31. De­zem­ber 2001 in Form All­ge­mei­ner Geschäfts­be­din­gun­gen ver­ein­bar­ten Be­fris­tung ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen hat des­halb am Maßstab die­ser Vor­schrif­ten und nicht mehr nach den bis zum 31. De­zem­ber 2001 von der Recht­spre­chung im We­ge der Rechts­fort­bil­dung ent­wi­ckel­ten Grundsätzen zu er­fol­gen. Die nach dem 31. De­zem­ber 2001 ver­ein­bar­te Be­fris­tung ein­zel­ner Ver­trags­be­din­gun­gen be­darf da­her zu ih­rer Wirk­sam­keit nicht mehr ei­nes sach­li­chen Grun­des iSd. bis­he­ri­gen Recht­spre­chung (BAG 27. Ju­li 2005 - 7 AZR 486/04 - NZA 2006, 40, zVv., zu B II 1 d aa bis cc der Gründe mwN).

 

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5. Die in dem Ände­rungs­ver­trag vom 8. Mai 2002 ver­ein­bar­te Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung ist nicht nach § 307 Abs. 3 BGB der In­halts­kon­trol­le nach dem Recht All­ge­mei­ner Geschäfts­be­din­gun­gen ent­zo­gen.

a) Nach § 307 Abs. 3 Satz 1 BGB gel­ten die Absätze 1 und 2 so­wie die §§ 308, 309 BGB nur für Be­stim­mun­gen in All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen, durch die von Rechts­vor­schrif­ten ab­wei­chen­de oder die­se ergänzen­de Re­ge­lun­gen ver­ein­bart wer­den. Das ist bei der Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung der Fall. Es be­steht zwar kei­ne aus­drück­li­che ge­setz­li­che Vor­schrift zur Be­fris­tung ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen. Das Tz­B­fG re­gelt nur die Be­fris­tung des ge­sam­ten Ar­beits­ver­trags. Das Feh­len ei­ner aus­drück­li­chen ge­setz­li­chen Re­ge­lung führt aber nicht da­zu, dass die for­mu­larmäßig ver­ein­bar­te Be­fris­tung ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen nicht nach §§ 307 ff. BGB zu kon­trol­lie­ren wäre. Auch Ver­trags­ty­pen, die ge­setz­lich nicht ge­re­gelt sind, können am Maßstab der §§ 307 ff. BGB ge­mes­sen wer­den (vgl. zu der Vorgänger­re­ge­lung in § 8 AGB-Ge­setz: BGH 23. März 1988 - VIII ZR 58/87 - BGHZ 104, 82, zu II 2 a aa der Gründe). Nach § 307 Abs. 3 BGB sind von der In­halts­kon­trol­le aus­ge­nom­men zum ei­nen de­kla­ra­to­ri­sche Ver­trags­klau­seln, die in je­der Hin­sicht mit ei­ner be­ste­hen­den ge­setz­li­chen Re­ge­lung übe­rein­stim­men. Ei­ne In­halts­kon­trol­le der­ar­ti­ger Klau­seln lie­fe leer, weil im Fal­le ih­rer Un­wirk­sam­keit nach § 306 Abs. 2 BGB an de­ren Stel­le die in­halts­glei­che ge­setz­li­che Be­stim­mung träte (vgl. zum AGB-Ge­setz: BGH 9. April 2002 - XI ZR 245/01 - BGHZ 150, 269, zu II 1 a der Gründe mwN). Zum an­de­ren un­ter­lie­gen Ab­re­den, die ih­rer Art nach nicht der Re­ge­lung durch Ge­setz oder an­de­re Rechts­vor­schrif­ten un­ter­lie­gen, son­dern von den Ver­trags­par­tei­en fest­ge­legt wer­den müssen, nicht der In­halts­kon­trol­le nach §§ 307 ff. BGB (vgl. zum AGB-Ge­setz: BGH 19. No­vem­ber 1991 - X ZR 63/90 - BGHZ 116, 117, zu II 1 der Gründe). Dies sind Ab­re­den über den un­mit­tel­ba­ren Ge­gen­stand der Haupt­leis­tung (sog. Leis­tungs­be­schrei­bung) und des dafür zu zah­len­den Ent­gelts (st. Rspr., vgl. et­wa BGH 6. Fe­bru­ar 1985 - VIII ZR 61/84 - BGHZ 93, 358, zu A II 2 a der Gründe; 19. No­vem­ber 1991 - X ZR 63/90 - aaO; 28. Ju­ni 1995 - IV ZR 19/94 - NJW 1995, 2710, zu I 2 der Gründe) so­wie Klau­seln, die das Ent­gelt für ei­ne zusätz­lich an­ge­bo­te­ne Son­der­leis­tung fest­le­gen, wenn hierfür kei­ne recht­li­chen Re­ge­lun­gen be­ste­hen (BGH 18. April 2002 - III ZR 199/01 - NJW 2002, 2386, zu III 1 a der Gründe mwN). Der ge­richt­li­chen Kon­trol­le ent­zo­ge­ne Leis­tungs­be­schrei­bun­gen sind sol­che, die Art, Um­fang und Güte der ge­schul­de­ten Leis­tung fest­le­gen. Dem­ge­genüber sind Klau­seln, die das Haupt­leis­tungs­ver­spre­chen ein­schränken, verändern, aus­ge­stal­ten oder mo­di­fi­zie­ren, in­halt­lich zu kon­trol­lie­ren. Sie wei­chen im All­ge­mei­nen von Vor­schrif­ten des dis­po­si­ti­ven Ge­set­zes­rechts ab oder ihr Re­ge­lungs-

 

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ge­halt könn­te - so­fern sie nicht in All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen ent­hal­ten wären - nach §§ 157, 242 BGB er­mit­telt wer­den (BGH 6. Fe­bru­ar 1985 - VIII ZR 61/84 - aaO). Im Fal­le der Un­wirk­sam­keit der­ar­ti­ger Klau­seln kann an ih­re Stel­le die ge­setz­li­che Re­ge­lung tre­ten (BGH 19. No­vem­ber 1991 - X ZR 63/90 - aaO). Da­mit ver­bleibt für die der Über­prüfung ent­zo­ge­ne Leis­tungs­be­schrei­bung nur der en­ge Be­reich der Leis­tungs­be­zeich­nun­gen, oh­ne de­ren Vor­lie­gen man­gels Be­stimmt­heit oder Be­stimm­bar­keit des we­sent­li­chen Ver­trags­in­halts ein wirk­sa­mer Ver­trag nicht an­ge­nom­men wer­den kann (BGH 9. Mai 2001 - IV ZR 121/00 - BGHZ 147, 354).

b) In­wie­weit die Ände­rung von Ar­beits­be­din­gun­gen all­ge­mein der In­halts­kon­trol­le un­ter­liegt, be­darf vor­lie­gend kei­ner Ent­schei­dung. Je­den­falls die be­fris­te­te Ände­rung der syn­al­lag­ma­ti­schen Pflich­ten aus dem Ar­beits­verhält­nis stellt ei­ne Ände­rung des Haupt­leis­tungs­ver­spre­chens dar, die ei­ner Kon­trol­le nach den §§ 307 ff. BGB un­ter­liegt. Ge­gen­stand der In­halts­kon­trol­le ist bei der be­fris­te­ten Erhöhung der Ar­beits­zeit nicht der ver­ein­bar­te Um­fang der vom Ar­beit­neh­mer zu er­brin­gen­den Ar­beits­leis­tung als Haupt­leis­tungs­pflicht aus dem Ar­beits­verhält­nis, son­dern des­sen zeit­li­che Ein­schränkung durch die Be­fris­tung. Im Fal­le der Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung ist der Um­fang der Ar­beits­zeit, eben­so wie der ge­sam­te Ar­beits­ver­trag, für un­be­stimm­te Zeit ver­ein­bart. Bei der Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung han­delt es sich da­her um ei­ne nach § 307 BGB kon­trollfähi­ge Ab­re­de (BAG 27. Ju­li 2005 - 7 AZR 486/04 - NZA 2006, 40, zVv., zu B II 1 e aa und bb der Gründe).

II. Die bis­lang ge­trof­fe­nen tatsächli­chen Fest­stel­lun­gen las­sen ei­ne ab­sch­ließen­de Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob die in dem Ände­rungs­ver­trag vom 8. Mai 2002 ver­ein­bar­te Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung der In­halts­kon­trol­le nach § 307 Abs. 1 BGB standhält, nicht zu.

1. Nach § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB sind Be­stim­mun­gen in All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen un­wirk­sam, wenn sie den Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders ent­ge­gen den Ge­bo­ten von Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­gen. Un­an­ge­mes­sen ist je­de Be­ein­träch­ti­gung ei­nes recht­lich an­er­kann­ten In­ter­es­ses des Ar­beit­neh­mers, die nicht durch be­gründe­te und bil­li­gens­wer­te In­ter­es­sen des Ar­beit­ge­bers ge­recht­fer­tigt ist oder durch gleich­wer­ti­ge Vor­tei­le aus­ge­gli­chen wird (BGH 14. Ja­nu­ar 1987 - IV a ZR 130/85 - NJW 1987, 2431; 3. No­vem­ber 1999 - VIII ZR 269/98 - BGHZ 143, 104; 4. Ju­li 1997 - V ZR 405/96 - NJW 1997, 3022; BAG 4. März 2004 - 8 AZR 196/03 - BA­GE 110, 8 = AP BGB § 309 Nr. 3 = EzA BGB 2002 § 309 Nr. 1, zu B III 2

 

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der Gründe). Die Fest­stel­lung ei­ner un­an­ge­mes­se­nen Be­nach­tei­li­gung setzt ei­ne wech­sel­sei­ti­ge Berück­sich­ti­gung und Be­wer­tung recht­lich an­zu­er­ken­nen­der In­ter­es­sen der Ver­trags­part­ner vor­aus. Es be­darf ei­ner um­fas­sen­den Würdi­gung der bei­der­sei­ti­gen Po­si­tio­nen un­ter Berück­sich­ti­gung des Grund­sat­zes von Treu und Glau­ben. Bei der Be­ur­tei­lung der Un­an­ge­mes­sen­heit ist ein ge­ne­rel­ler, ty­pi­sie­ren­der, vom Ein­zel­fall los­gelöster Maßstab an­zu­le­gen (BAG 4. März 2004 - 8 AZR 196/03 - aaO). Ab­zuwägen sind die In­ter­es­sen des Ver­wen­ders ge­genüber den In­ter­es­sen der ty­pi­scher­wei­se be­tei­lig­ten Ver­trags­part­ner. Im Rah­men der In­halts­kon­trol­le sind da­bei Art und Ge­gen­stand, Zweck und be­son­de­re Ei­gen­art des je­wei­li­gen Geschäfts zu berück­sich­ti­gen. Zu prüfen ist, ob der Klau­sel­in­halt bei der in Re­de ste­hen­den Art des Rechts­geschäfts ge­ne­rell un­ter Berück­sich­ti­gung der ty­pi­schen In­ter­es­sen der be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung des Ver­trags­part­ners er­gibt. Wer­den All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen für ver­schie­de­ne Ar­ten von Geschäften oder ge­genüber ver­schie­de­nen Ver­kehrs­krei­sen ver­wen­det, de­ren In­ter­es­sen, Verhält­nis­se und Schutz­bedürf­nis­se un­ter­schied­lich ge­la­gert sind, kann die Abwägung zu grup­pen­ty­pisch un­ter­schied­li­chen Er­geb­nis­sen führen. Sie ist in­ner­halb der Ver­trags- oder Fall­grup­pen vor­zu­neh­men, die nach der an dem Sach­ge­gen­stand ori­en­tier­ten ty­pi­schen In­ter­es­sen­la­ge ge­bil­det wer­den (BAG 4. März 2004 - 8 AZR 196/03 - aaO).

Ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung ist nach § 307 Abs. 2 BGB im Zwei­fel an­zu­neh­men, wenn ei­ne Be­stim­mung mit we­sent­li­chen Grund­ge­dan­ken der ge­setz­li­chen Re­ge­lung, von der ab­ge­wi­chen wird, nicht zu ver­ein­ba­ren ist (Nr. 1) oder wenn die Be­stim­mung we­sent­li­che Rech­te oder Pflich­ten, die sich aus der Na­tur des Ver­trags er­ge­ben, so ein­schränkt, dass die Er­rei­chung des Ver­trags­zwecks gefähr­det ist (Nr. 2). § 307 Abs. 2 BGB kon­kre­ti­siert § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB. Lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen des § 307 Abs. 2 BGB vor, wird ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung ver­mu­tet.

2. An­hand der bis­he­ri­gen tatsächli­chen Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts lässt sich nicht ab­sch­ließend be­ur­tei­len, ob nach die­sen Grundsätzen der Kläger als Lehr­kraft des Be­klag­ten durch die in dem Ände­rungs­ver­trag vom 8. Mai 2002 ver­ein­bar­te Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung um zwei Un­ter­richts­stun­den pro Wo­che für die Dau­er ei­nes Schul­jah­res ent­ge­gen den Ge­bo­ten von Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­ligt wird.

Die Vor­aus­set­zun­gen der in § 307 Abs. 2 Nr. 1 und Nr. 2 BGB ge­re­gel­ten Ver­mu­tungs­tat­bestände lie­gen nicht vor. Ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen über die Be­fris­tung

 

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ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen, von de­nen die Be­fris­tungs­ab­re­de ab­wei­chen könn­te, be­ste­hen nicht. Durch die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung wird die Er­rei­chung des Ver­trags­zwecks nicht gefähr­det. Die In­halts­kon­trol­le der Be­fris­tungs­ab­re­de hat da­her nach der all­ge­mei­nen Re­ge­lung in § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB zu er­fol­gen. Da­nach ist an­hand ei­ner um­fas­sen­den Be­wer­tung der recht­lich an­zu­er­ken­nen­den In­ter­es­sen bei-der Ver­trags­part­ner un­ter Berück­sich­ti­gung von Treu und Glau­ben zu er­mit­teln, ob der Kläger als Lehr­kraft des Be­klag­ten durch die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­ligt wird. Die­se Be­wer­tung ist dem Se­nat nicht möglich, da das Lan­des­ar­beits­ge­richt bis­lang nicht fest­ge­stellt hat, ob dem Be­klag­ten ein schutzwürdi­ges, recht­lich an­zu­er­ken­nen­des In­ter­es­se an der je­weils für ein Schul­jahr be­fris­te­ten Auf­sto­ckung des St­un­den­de­pu­tats mit den von ihm teil­zeit­beschäftig­ten Lehr­kräften zu­zu­bil­li­gen ist, das dass In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Lehr­kräfte an der un­be­fris­te­ten Ver­ein­ba­rung des Beschäfti­gungs­um­fangs über­wiegt. Der Se­nat hat dies hin­sicht­lich der für ein Schul­jahr be­fris­te­ten Erhöhung des St­un­den­de­pu­tats von Lehr­kräften in ei­nem an­de­ren Bun­des­land auf Grund der Be­son­der­hei­ten im dor­ti­gen Schul­be­reich be­jaht (BAG 27. Ju­li 2005 - 7 AZR 486/04 - NZA 2006, 40, zVv.). Da­bei hat der Se­nat be­tont, dass al­lein die Un­ge­wiss­heit über den künf­ti­gen Ar­beits­kräfte­be­darf nicht aus-reicht, um die Be­fris­tung von Ar­beits­zeit­erhöhun­gen zu recht­fer­ti­gen, da die­se Un­ge­wiss­heit zum un­ter­neh­me­ri­schen Ri­si­ko gehört, das nicht auf die Ar­beit­neh­mer ver­la­gert wer­den kann. Die­ser Grund­satz gilt auch für die nach §§ 307 ff. BGB vor­zu­neh­men­de In­halts­kon­trol­le ar­beits­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­run­gen (27. Ju­li 2005 - 7 AZR 486/04 - aaO, zu B II 2 b bb (2) der Gründe; vgl. auch BAG 12. Ja­nu­ar 2005 - 5 AZR 364/04 - AP BGB § 308 Nr. 1 = EzA BGB 2002 § 308 Nr. 1, zu B I 4 c bb der Gründe). Ob­wohl in je­nem Fall ei­ne der­ar­ti­ge Un­si­cher­heit be­stand, hat der Se­nat die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung von Lehr­kräften für die Dau­er ei­nes Schul­jah­res für wirk­sam ge­hal­ten, weil die Be­fris­tung Teil ei­nes Ge­samt­kon­zepts war, das da­zu dien­te, ei­nem auf Grund rückläufi­ger Schüler­zah­len ein­ge­tre­te­nen Leh­rerüber­hang zur Ver­mei­dung be­triebs­be­ding­ter Kündi­gun­gen zu be­geg­nen. Zu die­sem Zweck wur­den auf der Grund­la­ge ei­ner mit der Ge­werk­schaft Er­zie­hung und Wis­sen­schaft so­wie meh­re­ren Pädago­gen­verbänden ge­trof­fe­nen Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung mit den vor­han­de­nen Lehr­kräften Teil­zeit­beschäfti­gun­gen ver­ein­bart, ver­bun­den mit der Möglich­keit, den Ar­beits-um­fang im Be­darfs­fall schul­jah­res­be­zo­gen be­fris­tet auf­zu­sto­cken. Der Auf­sto­ckungs-be­darf wur­de je­weils schul­jah­res- und schul­stu­fen­be­zo­gen von der Schul­ver­wal­tung des Lan­des er­mit­telt. An­sch­ließend wur­den den be­trof­fe­nen Lehr­kräften ent­spre­chen­de Auf­sto­ckungs­an­ge­bo­te un­ter­brei­tet. Für die Dau­er der Teil­zeit­beschäfti­gung wur­de

 

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mit den Lehr­kräften der Aus­schluss be­triebs­be­ding­ter Kündi­gun­gen ver­trag­lich ver­ein­bart. Die­se Ver­trags­ge­stal­tung ermöglich­te es, die Ar­beits­verhält­nis­se der Lehr­kräfte zu er­hal­ten, den ver­rin­ger­ten Beschäfti­gungs­be­darf auf die­se zu ver­tei­len und ei­ne kon­ti­nu­ier­li­che Un­ter­richts­er­tei­lung durch bewähr­te und ein­ge­ar­bei­te­te Lehr­kräfte auch bei vorüber­ge­hend an­stei­gen­dem Un­ter­richts­be­darf zu gewähr­leis­ten. Aus die­sem Kon­zept, das auch die In­ter­es­sen der be­trof­fe­nen Lehr­kräfte berück­sich­tig­te, er­gab sich ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se des Lan­des dar­an, mit den Lehr­kräften die je­weils für ein Schul­jahr be­fris­te­te Auf­sto­ckung des Un­ter­richts­de­pu­tats ver­ein­ba­ren zu können. Ob in der Schul­ver­wal­tung des Be­klag­ten ver­gleich­ba­re oder an­de­re Be­son­der­hei­ten be­ste­hen, aus de­nen sich ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se des Be­klag­ten an der für ein Schul­jahr be­fris­te­ten Auf­sto­ckung des Beschäfti­gungs­um­fangs der Lehr­kräfte er­gibt, kann man­gels der da­zu er­for­der­li­chen tatsächli­chen Fest­stel­lun­gen nicht be­ur­teilt wer-den. Bis­lang ist nicht fest­ge­stellt, ob und ggf. nach wel­chen Kri­te­ri­en der Be­klag­te die be­fris­te­te Auf­sto­ckung des Un­ter­richts­de­pu­tats mit den be­trof­fe­nen Lehr­kräften ver­ein­bart und ob für die Ver­trags­ge­stal­tung ein nach­voll­zieh­ba­res Kon­zept vor­liegt. An­ders als in dem vom Se­nat am 27. Ju­li 2005 (- 7 AZR 486/04 - NZA 2006, 40, zVv.) ent­schie­de­nen Rechts­streit er­gibt sich ein sol­ches Kon­zept nicht oh­ne wei­te­res aus der mit der Ge­werk­schaft Er­zie­hung und Wis­sen­schaft am 15. Ju­ni 1992 ab­ge­schlos­se­nen Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung, da die­se die Möglich­keit der für ein Schul­jahr be­fris­te­ten Auf­sto­ckung des Un­ter­richts­de­pu­tats nicht vor­sieht. Außer­dem er­scheint zwei­fel­haft, ob die im Jahr 2002 mit den Lehr­kräften ab­ge­schlos­se­nen Ände­rungs­verträge im Zu­sam­men­hang mit der im Jahr 1992 ge­trof­fe­nen Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung ste­hen. Dies be­geg­net schon des­halb Zwei­feln, weil der Um­fang der nach der Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung im Jahr 1992 un­be­fris­tet ver­ein­bar­ten Teil­zeit­beschäfti­gung be­reits im Jahr 1993 un­be­fris­tet erhöht wur­de, wie der Fall des Klägers zeigt. Mögli­cher­wei­se er­ge­ben sich ergänzend zu der Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung oder un­abhängig von die­ser aus dem von dem Be­klag­ten erwähn­ten „Schul­kom­pro­miss“ aus dem Jahr 2000 - oder aus an­de­ren Umständen - Ge­sichts­punk­te, die ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se des Be­klag­ten an der be-fris­te­ten Auf­sto­ckung des Un­ter­richts­de­pu­tats der teil­zeit­beschäftig­ten Lehr­kräfte be­gründen können. Dies ist vom Lan­des­ar­beits­ge­richt auf­zuklären. Da­zu wird den Par­tei­en zunächst Ge­le­gen­heit zu wei­te­rem Sach­vor­trag zu ge­ben sein. An­sch­ließend wird das Lan­des­ar­beits­ge­richt die er­for­der­li­chen Tat­sa­chen fest­zu­stel­len und im We­ge ei­ner Ge­samtwürdi­gung sämt­li­cher be­rech­tig­ter Be­lan­ge des Be­klag­ten und der be­trof­fe­nen Lehr­kräfte zu be­wer­ten ha­ben, ob die Lehr­kräfte durch die Be­fris­tung der Ar­beits­zeiter-

 

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höhung für die Dau­er ei­nes Schul­jah­res ent­ge­gen den Ge­bo­ten von Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­ligt wer­den.

III. Die wei­te­re Sach­aufklärung erübrigt sich nicht des­halb, weil die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung auf Wunsch des Klägers ver­ein­bart wor­den wäre und schon des­halb ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung zu ver­nei­nen wäre. Die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung be­ruh­te ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten nicht auf dem Wunsch des Klägers. Das wäre nur der Fall, wenn Umstände vorlägen, aus de­nen ge­schlos­sen wer­den könn­te, dass der Kläger die Auf­sto­ckung des Un­ter­richts­de­pu­tats auch dann nur be­fris­tet ver­ein­bart hätte, wenn ihm die un­be­fris­te­te Auf­sto­ckung an­ge­bo­ten wor­den wäre. Der­ar­ti­ge Umstände sind nicht fest­ge­stellt und vom Be­klag­ten nicht vor­ge­tra­gen wor­den.

IV. Da der Se­nat nicht ab­sch­ließend be­ur­tei­len kann, ob die Be­fris­tung der Ar­beits­zeit­erhöhung zum 31. Ju­li 2002 wirk­sam ist, war die an­zu­fech­ten­de Ent­schei­dung auch in­so­weit auf­zu­he­ben, als das Lan­des­ar­beits­ge­richt die Be­ru­fung des Be­klag­ten ge­gen den vom Ar­beits­ge­richt aus­ge­ur­teil­ten Wei­ter­beschäfti­gungs­an­spruch zurück­ge­wie­sen hat.

C. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat im Rah­men der neu­en Ent­schei­dung auch über die Kos­ten der Re­vi­si­on zu be­fin­den.

Dörner

Gräfl

Koch

Ger­scher­mann

Busch

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